Donnerstag, 24. Februar 2011

Wikileaks und die Chicago-Boys

Die spektakulären Aufstände und Revolutionen in Nordafrika halten die ganze Welt in Atem und haben dabei einige andere dramatische Ereignisse vorübergehend in den Hintergrund gedrängt.

Unter anderem wäre die Veröffentlichungsarbeit des Wiki-Leaks-Begründers Assange fast dem Vergessen anheimgefallen, wenn da nicht die Aufklärung einiger mutiger und engagierter Journalisten dem zuvor gekommen wäre:

Im Juni 2010 wurde ein junger amerikanischer Soldat verhaftet und sitzt seither in Einzelhaft, weil er ein geheimes Video, auf dem zu sehen war, wie von einem US-Militärhelikopter aus 12 Zivilisten grundlos erschossen wurden, an Wikileaks weitergegeben hatte.

Was mich an der Geschichte besonders stört, ist die Haltung einiger US-Politiker, die völlig ungeniert ein total pervertiertes Rechtsempfinden zur Schau stellen. Sie kritisieren nicht etwa, dass Soldaten in voller Absicht unschuldige und ahnungslose Zivilisten wie Hasen gejagt und abgeknallt haben. Nein, ganz im Gegenteil, sie versuchen diesen Skandal als „Militärgeheimnis“ vor der Öffentlichkeit zu verbergen und wünschen den Wikileaks-Aufdeckern dieser Untat den Tod an den Hals. Schuld sind in ihren Augen die Verräter, nicht die Täter! Geht’s noch perverser?

Wenn sie doch wenigstens den Mund gehalten und sich für das Verbrechen in Grund und Boden geschämt hätten. Vorfälle wie dieser reihen sich fugenlos zu den Geschehnissen im Foltergefängnis Abu Ghraib und zum gesetzeslosen Gefangenenlager in Guantanamo sowie anderen Kriegsgreuel aus der Bush-Ära. Obama bleibt noch viel zu tun.