Sonntag, 20. Mai 2012

Erziehung durch Ohrfeigen? Von "Kleinen Tetschen" und "Gesunden Watschen"

Spätestens seit Pestalozzi, und das liegt schon über 200 Jahre zurück, ist bekannt, dass Gewalt in der Erziehung nichts verloren hat. An manchen Zeitgenossen ist diese Erkenntnis bis heute leider spurlos vorbei gegangen. Im schönen Kärntnerland, wo man noch so richtig Urlaub bei Freunden machen kann, wo Sangeskunst und Brauchtum hochgehalten werden, da weiß man bis in die hohe Politik hinein auch noch die nachhaltige Wirkung altbewährter Erziehungskunst wohl zu schätzen. So hat sich neulich ausgerechnet der Bildungsreferent (!) für die gute und sinnvolle "Tetschen" im Schulbetrieb ausgesprochen. Und der gleich gesinnte Landeshäuptling, in seliger Erinnerung an die eigenen handgreiflich genossenen Schulzeiten, hat sich auch für die Bewahrung alter Werte stark gemacht. Er habe persönlich mit "gesunden Watschen" keine schlechten Erfahrungen gemacht, ihm haben sie nicht geschadet! Solche Aussagen sprechen zwar für ein übersteigertes Selbstbewusstsein, wie es in Politikerkreisen üblich ist, nicht aber für ehrliche Selbsterkenntnis. Die beiden Helden hätten sich ohne Gewalt in der Erziehung vielleicht doch noch ganz anders entwickeln können und würden in der Öffentlichkeit anders dastehen, als sie das heute tun. Eigentlich darf man für die offenen Wortmeldungen dankbar sein, denn sie zeigen, wo unsere Gemeinschaft noch immer großen Nachholbedarf hat. Die konservative Erziehung wurde noch nicht durch moderne, alternative Methoden abgelöst und ersetzt. Im Zuge von verbalen Ausrutschern wird deutlich, welch große Bedeutung der spirituellen Pädagogik zukommt und welche Möglichkeiten sie in Zukunft noch eröffnen kann. Nicht die Disziplinierung übermütiger Kinder, sondern eine optimale Entwicklung ihrer Persönlichkeit steht im Vordergrund, zum Wohle jedes Einzelnen und unserer ganzen Gesellschaft.

Montag, 14. Mai 2012

Mysterien in Santa Cruz

Man merkt sofort, dass die kalifornische Kleinstadt im Süden von San Francisco ihre beste Zeit schon hinter sich hat: Die weitausladende Bucht mit dem breiten Sandstrand, wo nur einige Surfer mit lässiger Trägheit auf die nächste gute Welle warten, ein in die Jahre gekommener Vergnügungspark und ein paar Zeilen kleiner und wunderschön gepflegter Holzhäuschen, das ist alles, was erwähnenswert scheint. Ach ja, da steht auf einer kleinen Anhöhe noch die recht hübsche Rekonstruktion jener spanischen Missionsstation, von der aus vor rund 200 Jahren Indianer von spanischen Padres, dem „einzig wahren Glauben“ zugeführt und so erst zu „richtigen Menschen“ gemacht wurden. Aber in diesem ruhigen und beschaulichen Ort gibt es etwas, das ihm eine ganz besondere Attraktion verleiht. Man nennt es den „Mystery Spot“ und diesem Geheimnis wollten wir unbedingt auf die Spur kommen. Auf schlecht beschilderten, verwinkelten und immer schmäler werdenden Wegen gelangt man an den Ortsrand und einige Meilen weiter in ein enges, mit riesigen Rot-Zedern bewaldetes Tal, dessen schluchtartiger Verlauf unerwartet bei einem kleinen Parkplatz endet, an dessen Rand ein paar Holzhütten mit der Hinweistafel auf den „Mystery Spot“ stehen. Von dort aus werden die Besucher in kleinen Gruppen von Führern auf einen mit Buschwerk und Bäumen bestandenen Hang hinauf geleitet. Was zunächst auffiel war, dass hier und im engen Umkreis plötzlich kein Vogel mehr zu sehen und zu hören war. Sonderbar, aber nicht unheimlich. Dann kamen wir an eine Stelle, wo in den Boden ein etwa vier Meter langer, waagrechter Betonstreifen eingelassen war. Einige Personen aus unserer Gruppe nahmen auf diesem Streifens Aufstellung, wobei uns der Führer aufforderte, die unterschiedlichen Körpergrößen der beiden äußeren Personen zu beobachten. Als die beiden Personen ihre Plätze tauschten, geschah etwas Verblüffendes: Plötzlich erschien die kleinere Person deutlich größer zu sein als vorher und die größere Person kleiner. Was für eine optische Täuschung! Als diese beiden Personen dann ihre ursprünglichen Plätze wieder einnahmen, war alles wieder wie zuvor. Klar, dass nun alle Teilnehmer unserer Besuchergruppe das Experiment selbst pobieren wollten, und siehe da, es funktionierte bei allen gleich. Einmal erschienen sie grösser und nach dem Platztausch kleiner als ihr Versuchspartner, egal, wie oft sie es auch wiederholten. Der Guide konnte dafür keine Erklärung anbieten, wir überzeugten uns jedoch mit einer Wasserwaage davon, dass die Unterlage nicht schief war. Unsere Gruppe wanderte danach ein Stück weiter den Berghang hinan und machte schließlich vor einer eigenartigen Holzhütte, die nach allen Seiten schief gebaut war und wohl nirgends einen rechten Winkel aufwies, Halt. Der Guide nahm eine mit einer Längsrinne versehene Holzlatte zur Hand und richtete sie vor unseren Augen mit der Wasserwaage aus. Dann nahm er eine Kugel, setzte sie auf die Rinne , die so als Führung diente, und das Unglaubliche geschah: Die Kugel rollte aufwärts! Das wiederholte er mehrmals. Dann goss er eine kleine Menge Wasser in die Rinne – das Wasser floss aufwärts! Alle verlangten eine Erklärung, doch der Guide zuckte nur mit den Achseln. Von der Decke der Hütte hing an einem Seil eine große und gewichtige Kugel aus Holz. Während sich unsere Gruppe um den Führer scharte, nahm er eine Wasserwaage und wies uns eindeutig nach, dass die Kugel nicht senkrecht nach unten, sondern schräg hing. Dann forderte er uns auf, diese Schräglage am eigenen Körper auszuprobieren. Zu unser aller Erstaunen und dann mit großem Spaß und Hallo versuchte jeder so weit wie nur möglich, einmal nach vorne, aus dem Stand nach einer Seite oder nach hinten in eine extreme Schräglage zu kommen. Es gelang allen ihr Gleichgewichtsgefühl zu überlisten und Haltungen einzunehmen, bei denen man normalerweise sicher umgekippt wäre. Wie ganz nebenbei zog dann unser Führer einen Kompass aus der Tasche und wir konnten uns selbst davon überzeugen, dass es ein ganz normales Gerät war, dessen Nadel natürlich nach Norden zeigte. Wir begaben uns nun an eine Stelle des Weges, an dem der Kompass scheinbar verrückt spielte und plötzlich nach Osten zeigte. Dieses Experiment wiederholten wir mehrmals. Was kann man davon halten, dass in einer völlig unscheinbaren Landschaft allgemein geltende Naturgesetze scheinbar nicht mehr gelten? Schwerkraft, Magnetismus, Optik , Erfahrungen des täglichen Lebens werden einfach auf den Kopf gestellt. Ich konnte im Bereich des Mystery Points nur ganz schwache Energieströme erspüren. Angeblich beschäftigen sich schon seit mehr als fünfzig Jahren Forscher und Wissenschaftler mit den Phänomenen, ohne dafür einleuchtende Erklärungen zu finden. Vielleicht, so vermute ich als fachlicher Laie, hängt es mit tektonischen Verschiebungen, die sich fast durch ganz Kalifornien ziehen, oder mit vulkanischen Erscheinungsformen zusammen. Möglicherweise treten dort sogar neue Energien in Erscheinung, die mit Energieformen zusammenhängen, die uns bis heute gänzlich unbekannt sind.