Mittwoch, 7. September 2011

Gesunde Geschäfte mit der Geburt

Seit es Menschen gibt, ist eine Geburt die natürlichste Sache der Welt. Und immer schon gab es Frauen, die den Schwangeren bei der Entbindung halfen und zur Seite standen.

Eine Schwangerschaft ist keine Krankheit und eine Geburt kein Unfall. Die Leistungen der Medizin sollten sich daher in erster Linie auf jene Fälle konzentrieren, in denen Komplikationen und Gefährdungen von Mutter und Kind zu befürchten sind. Laut einer Aussendung der Weltgesundheitsorganisation der UNO betrifft dieses Risiko nur 15 Prozent aller Schwangerschaften.

Tatsächlich aber hat sich in unserer modernen Gesellschaft das öffentliche Gesundheitswesen der Thematik angenommen, womit zweifellos viele Vorteile verbunden sind, und eine beherrschende Rolle beansprucht. Leider geht es dabei nicht nur um das Wohl der Schwangeren und ihrer Babys, sondern auch um geschäftliche Interessen, um sehr viel Geld.

Wen wundert es daher, wenn die relativ kleine Gruppe der selbstständigen Hebammen mit dem Rücken zur Wand steht und gegen den übermächtigen Gesundheitsapparat nur noch hinhaltenden Widerstand leisten kann? Wen wundert es, dass die natürlichen Geburten rückläufig sind und die Kaiserschnitt-Entbindungen forciert werden? Bereits jedes dritte Kind kommt durch diesen Eingriff zur Welt.

Nur ein paar Zahlen dazu, die der Zeitschrift „Der Spiegel“ vom 15. August dieses Jahres entnommen sind, um die bedenkliche Entwicklung zu verdeutlichen:

Für den Besuch einer selbstständigen Hebamme am Wochenbett bezahlen die Krankenkassen 27 Euro brutto. Wer sein Auto in einer Werkstätte reparieren lässt, bezahlt einen Stundensatz von etwa 80 Euro. Kind oder Auto, was ist unserer Gesellschaft mehr wert?

Über 90 Prozent der Entbindungen geschehen in den Krankenhäusern, somit sind
nur noch bei weniger als 10 Prozent freiberufliche Hebammen anwesend.
Die Kosten für eine natürliche Geburt belaufen sich im Krankenhaus auf über 1500 Euro, für Kaiserschnittentbindungen aber auf mehr als 3000 Euro.

Untereinander orientieren sich die Krankenhäuser an Statistiken, die aufzeigen, wer sich unter oder über dem Durchschnitt bewegt. Ein echter Ansporn für Nachzügler, mehr Kaiserschnitte anzubieten.

Ist wirklich jeder ein Schelm, der bei solchen Vorgängen eher an gesunde Profite als an gesundheitliche Notwendigkeiten denkt?