Montag, 14. März 2011

Eiertanz um Libyen

Ihr kennt doch die beiden alten Käuze aus der Muppet-Show, die über ihre Logenbrüstung gelehnt manchmal witzige und öfter noch sarkastisch-zynische Bemerkungen über aktuelle Ereignisse fallen lassen? Genau so kommt mir in letzter Zeit die Einstellung unserer europäischen Politiker-Riege vor, wenn sie die dramatische Entwicklung in Libyen aus gesicherter Entfernung beobachtet. Da sind sie alle gleich, unsere Helden aus der Eurozone.

Die Einen schweigen beharrlich, als ob sie nichts bemerkten, denn sie wollen es sich vorsichtshalber mit keiner Seite verscherzen, solange der Kampf noch unentschieden hin und her wogt. Immerhin geht es um gute Ölgeschäfte und andere gewinnversprechende Deals mit den neuen Siegern. Die Anderen, die eben noch pathetisch dem Diktator für die politische Grabesstille im Land salbungsvoll Dank und Anerkennung ausgesprochen und ihn stets mit modernem Rüstungsmaterial ausgestettet hatten, sehen schon die Zeit gekommen, ihr Mäntelchen in den frischen Wind zu hängen.

Entsetzt über den so gar nicht erwarteten Einsatz der Bordkanonen ihrer Kampfjets mahnen sie mit allem Nachdruck die Einhaltung der Menschenrechte und diffuser westlicher Werte ein. Sie ergehen sich in schier endlosen Beratungen über theoretische Schlichtungsversuche, und während sie beraten und beraten, beobachten sie scharf, ob sich nicht das sogenannte Kriegsglück inzwischen der einen oder anderen Seite zuneigt.

Sie plaudern über humanitäre Hilfen, ohne konkrete Maßnahmen ins Auge zu fassen. Sie wollen bloß auf Zeit spielen mit ihrem politischen Mikado. Denn wer sich zuerst bewegt, könnte verlieren. Alle mitsammen, ganz gleich, ob sie in Brüssel die Köpfe zusammenstecken oder sich in ihre Heimatländer zurückbeordern ließen, schauen gebannt auf die USA in ihrer Rolle als letzter große Weltpolizist. Sollen die doch eingreifen und sich wieder die Finger verbrennen. Aber es verwundert nicht, dass die noch immer an ihren Wunden aus den Abenteuern im Irak und in Afghanistan lecken und wenig Lust verspüren, sich neuerlich die Finger zu verbrennen. Sollten die USA wirklich vor Europas südlicher Haustür die Kastanien für andere aus dem Feuer holen?

Also bleibt erst mal alles beim alten. Wir sitzen in der ersten Reihe fußfrei, lassen die Streitparteien ungebremst aufeinander losschlagen und sorgen uns um die steigenden Kraftstoffpreise. Irgendwann werden die Libyer schon aufhören und dann werden uns die Billigflüge wieder an die afrikanischen Urlaubsküsten bringen, uns Muppets.