Sonntag, 20. Mai 2012

Erziehung durch Ohrfeigen? Von "Kleinen Tetschen" und "Gesunden Watschen"

Spätestens seit Pestalozzi, und das liegt schon über 200 Jahre zurück, ist bekannt, dass Gewalt in der Erziehung nichts verloren hat. An manchen Zeitgenossen ist diese Erkenntnis bis heute leider spurlos vorbei gegangen. Im schönen Kärntnerland, wo man noch so richtig Urlaub bei Freunden machen kann, wo Sangeskunst und Brauchtum hochgehalten werden, da weiß man bis in die hohe Politik hinein auch noch die nachhaltige Wirkung altbewährter Erziehungskunst wohl zu schätzen. So hat sich neulich ausgerechnet der Bildungsreferent (!) für die gute und sinnvolle "Tetschen" im Schulbetrieb ausgesprochen. Und der gleich gesinnte Landeshäuptling, in seliger Erinnerung an die eigenen handgreiflich genossenen Schulzeiten, hat sich auch für die Bewahrung alter Werte stark gemacht. Er habe persönlich mit "gesunden Watschen" keine schlechten Erfahrungen gemacht, ihm haben sie nicht geschadet! Solche Aussagen sprechen zwar für ein übersteigertes Selbstbewusstsein, wie es in Politikerkreisen üblich ist, nicht aber für ehrliche Selbsterkenntnis. Die beiden Helden hätten sich ohne Gewalt in der Erziehung vielleicht doch noch ganz anders entwickeln können und würden in der Öffentlichkeit anders dastehen, als sie das heute tun. Eigentlich darf man für die offenen Wortmeldungen dankbar sein, denn sie zeigen, wo unsere Gemeinschaft noch immer großen Nachholbedarf hat. Die konservative Erziehung wurde noch nicht durch moderne, alternative Methoden abgelöst und ersetzt. Im Zuge von verbalen Ausrutschern wird deutlich, welch große Bedeutung der spirituellen Pädagogik zukommt und welche Möglichkeiten sie in Zukunft noch eröffnen kann. Nicht die Disziplinierung übermütiger Kinder, sondern eine optimale Entwicklung ihrer Persönlichkeit steht im Vordergrund, zum Wohle jedes Einzelnen und unserer ganzen Gesellschaft.